AXEL BRÜMMER
„Man muss das Leben tanzen.“ - Friedrich Nitzsche
Die Schule „Jose de la Cruz Mena“ ist eine öffentliche Grundschule in „El Pantanal“ - einem der ärmsten Viertel in Granada, Nicaragua. Die Menschen leben hier in Hütten ohne Strom, Toilette oder Wasserversorgung auf engstem Raum. Um alle versorgen zu können, müssen die Kinder mithelfen und auf der Straße Waren verkaufen. Auch wenn es in Nicaragua eine Schulpflicht gibt, schicken viele Eltern ihre Kinder nicht in die Schule, sondern zum Arbeiten in die Stadt. Oft brauchen sie das Geld, um das Notwendigste zu kaufen - Reis, Bohnen und Gas, um das Wasser aus dem Fluss abzukochen.
Viele dieser Kinder gehen trotz ihrer schwierigen Situation in die Schule. Denn sie wissen, dass Bildung ihr einziger Weg in ein anderes Leben ist.
Mabel ist Lehrerin an der „Jose de la Cruz Mena“. Sie kommt selbst aus El Pantanal. Im Gegensatz zu den meisten anderen LehrerInnen an der Jose de la Cruz Mena hat sie jedoch ein Lehrerstudium in Managua abgeschlossen - als Jahrgangsbeste. Trotzdem ist sie nach ihrem Studium nicht an eine der vielen Privatschulen gegangen. Sie entschloss sich dazu, in El Pantanal zu unterrichten, um auch diesen Kindern eine gute Bildung zu geben. Es gab nur wenige Lehrer, die die Kinder und ihre Bedürfnisse so ernst nehmen wie sie.
Mabel hat im Jahr 2018 an der Jose de la Cruz Mena eine Tanzgruppe eröffnet. Über online-Videos brachte sie den Kindern traditionelle nicaraguanische Volkstänze bei. Die Tänze sind Geschichten, die Nicaraguas lange Geschichte sowie die unverwechselbaren Sitten und Gebräuche einfangen. Es gibt den Maibaum-Tanz „El Palo De Mayo“ - eine afro-karibische Interpretation unserer traditionellen Maibaum-Feier, „El Güegüense“ - der jedes Jahr zum Festtag von San Sebastián Theater, Tanz und Satire vereint oder „Las Inditas“ - ein traditioneller Tanz, der die fleißigen Frauen der Region Masaya ehrt und in weißen Kleidern mit roten Bändern und Körben auf den Köpfen getanzt wird.
Um den Kindern eine Bühne zu geben, meldete Mabel die Tanzgruppe zu verschiedenen landesweiten Tanzwettbewerben an und sie gewannen einige davon. Es war das erste Mal, dass diese Kinder für eine eigene Leistung Anerkennung bekamen. Inzwischen sind 22 Kinder in der Tanzgruppe. Sie strengen sich im Unterricht an, denn nur wer sich um gute Noten bemüht, bekommt einen der begehrten Plätze in der Tanzgruppe. Einmal im Monat führen die Kinder ihre Tänze in der Schule auf - verbunden mit einem Fest, zu dem es Essen für alle gibt (Fiesta de la Comida).
Da die Tänze zu den Wettbewerben in farbenfrohen und aufwendig genähten Kostümen aufgeführt werden, müssen Stoffe gekauft werden. Viele Familien legen dafür ihre letzten Ersparnisse zusammen und nähen bis spät in die Nacht. Häufig fehlt aber das Geld für die Stoffe, für das Essen zur Fiesta de la Comida oder für einen kleinen Lautsprecher zum Abspielen der Musik.
Wir möchten Mabel in ihrer großartigen und engagierten Arbeit unterstützen, finanzielle Hilfe für Kostüme oder die Fiesta de la Comida geben und mit anderen Tanzvereinen, Ensembles und Choreografen internationale Partner finden.
Damit die Kinder die Musik in ihren Herzen, den Rhythmus in ihren Füssen und eine Passion für ihr Leben spüren.